Keine Sorge, allen Beteiligten geht es gut. Wir waren heute noch spontan auf einem Infoabend im Krankenhaus.
Anlass war das Aufklärungsgespräch mit unserer Hebamme über die Hausgeburt. Dabei sind wir nämlich auf das Thema Verlegungsklinik für den Notfall gekommen. Eigentlich hatten wir das nächstgelegene Krankenhaus angepeilt in dem wir auch mit dem Töchterchen schon anlässlich des Fieberkrampfes waren. Doch unsere Hebamme ist von der Klinik so garnicht begeistert und legte uns ans Herz dort nur im wirklichen Notfall (mit-Krankenwagen-und-Blaulicht-Verlegung) hinzufahren. Also machten wir heute einen spontanten Ausflug zu einem etwas außerhalb gelegenen Klinikum, das von der Website her einen recht netten Eindruck machte… erstmal soviel: ich hoffe, dass nichts schief geht und wir niemals nicht in eine Klinik müssen!
Hier mal stichpunktartig die Erkenntnisse des Tages:
– Familienzimmer heißt nur so und ist keins, denn Geschwisterkinder müssen aus „versicherungstechnischen Gründen“ draußen bleiben
– Wöchnerinnenzimmer haben Dimensionen von Gefängniszellen und sehen auch fast so unpersönlich aus. Nett eingerichtet? Fehlanzeige. 2 Krankenhausbetten, 2 Kinderbetten, eine kleine Ablage zum Wickeln mit einer abgenutzten Wickelunterlage. Damit war das Zimmer dann aber auch brechend voll.
– auch im Kreißsaal haben Geschwisterkinder nichts zu suchen… Höchstens kurz, aber dann müssen Geschwisterkinder wieder raus. Warum? Wurde uns nicht gesagt, ich kann’s mir auch nicht erklären, aber ab zur nächsten Erkenntnis:
– eigentlich hat man in der Klinik eine Alleingeburt, denn für drei Kreißsäle ist nur eine einzige Hebamme vorhanden. Im Zweifelsfall liege ich also alleine da in den Wehen, während meine Frau aus unerfindlichen Gründen draußen auf das Töchterchen aufpassen muss anstatt mir mit der Kleinen Gesellschaft zu leisten…
– Eine Schwangere fragte dann, was passiert, wenn sie in der Gebärwanne entbinden möchte (Hintergrund: Nur 2 der 3 Kreißsäle hatten eine Wanne) und im „falschen“ Kreißsaal ist. Die Hebamme antwortete ganz salopp (dabei sah sie aus, als wäre sie von der genialen Idee, die sie da hatte, vollends überzeugt): Na, dann schauen wir, ob wir nicht den Kreißsaal tauschen können! Die arme andere Schwangere, die mitten in den Wehen in einen anderen Kreißsaal gekarrt wird… Auf die Nachfrage, wie oft es vorkommt, dass alle Gebärwannen belegt sind nur ein verlegenes Rumdrucksen seitens der Hebamme, ohne genauer zu werden.
– ambulante Geburten sind zwar theoretisch möglich, aber eigentlich nicht gern gesehen. Eine andere Schwangere fragte danach und bekam darauf eine Antwort nach dem Motto: „Sie KÖNNEN nach 2 Stunden gehen… Also, natürlich NUR, wenn es dem Kind gut geht. Und wenn es ihnen selbst gut geht. Aber EIGENTLICH bleiben die meisten Frauen schon 3 Tage hier!“ *blinkblink* *strenger Blick*
– Es gibt da keinen Kinderarzt nach 16 Uhr… was einem viele Mitschwangere immer erzählen von wegen Sicherheit für Mutter und Kind in der Klinik trifft also nicht wirklich zu. Im Notfall wird das Neugeborene ALLEINE in eine andere Klinik verlegt (Entfernung mit dem Auto laut Google 29 Minuten) und die Mama dann unter Umständen am nächsten Tag(!) auch… wenn es ihr gut geht. Wenn nicht, dann sobald es ihr gut geht. Suuuuuper… der Weg in die Kinderklinik wäre darüber hinaus sehr viel weiter als der Weg von uns aus dorthin (Entfernung: 8 Minuten mit dem Auto, mit Rettungswagen ca. 6 Minuten – haben wir ja schon hinter uns…)
– Essen während der Entbindung? Naja, wenn grad was da ist und man bespricht das dann mit der vielleicht-gerade-anwesenden-oder-auch-nicht-Hebamme… Ja, vielleicht darf man dann was essen… Also ehrlich, das ist doch meine Entscheidung wann und ob ich etwas essen möchte, oder nicht? Ist Essen dürfen nun ein Privileg geworden? Und gönnerhaft dann direkt hinterher: Also, trinken dürfen sie natürlich immer!
– Gleiches gilt für Schmerzmittel und besonders PDA: Man bespricht das dann mit der Hebamme, denn „man ist ja unter der Geburt auch immer im Gespräch miteinander, da kann man sich dann ja besprechen“… heißt, man bekommt die PDA wenn die vielleicht-gerade-anwesende-oder-auch-nicht-Hebamme der Meinung ist, dass das sinnvoll oder passend wäre UND der Anästhesist zufällig verfügbar ist… hoffentlich geht der nicht auch schon um 16 Uhr nach Hause! Selbstbestimmte Geburt? Wohl eher nicht. Oder: Ja, wenn man zufällig der gleichen Meinung wie die Hebamme ist…
– U1 wird in einem extra Raum gemacht, im „Stillraum“… in den ich als gerade Entbundene vermutlich nicht mitdarf, oder? Außerdem, wer rennt schon nach der Entbindung munter und gut gelaunt quer durch die Station… Beim Töchterchen fand die U1 wunderbar entspannt im Geburtshausbett umringt von ihren erschöpften Mamas und den liebevollen Hebammen statt und das war auch gut so!
– Und, was besonders meine Frau sehr geärgert hat: Da sieht die blöde Kuh genau, dass ein Frauenpaar anwesend ist und erwähnt bei jeder noch so tollen Gelegenheit: Die Väter dieses – die Männer jenes – Wäre ein „der Partner, der Begleiter“ denn zuviel verlangt gewesen? Wir standen genau.vor.ihrer.Nase! Ignorantes Weib…
Das beste am Abend war das freudestrahlende Töchterchen, das die werdenden Väter während der Besichtigung unterhielt und sich über die schönen Fische im Foyer freute. Wir fuhren dann gemütlich wieder nach Hause, entschieden, dass bei der Hausgeburt einfach alles gut laufen muss und wir niemals nicht freiwillig ins Krankenhaus für eine Entbindung gehen würden. Auf dem Heimweg schlief das Teufelchen dann seelig ein und wachte nicht einmal beim Ausbinden aus dem Tuch und anschließendem Wickeln im Bett auf.